Chinas ?offene‘ KI entlarvt: Taiwan ist für DeepSeek tabu

Transparenz

Künstliche Intelligenz (KI) ist l?ngst ein bedeutender Teil unseres Alltags geworden. Von Chatbots, die Kundenanfragen beantworten, bis hin zu generativen KI-Systemen, die kreative Texte oder Bilder erstellen – das Potenzial scheint schier grenzenlos. Doch wie offen dürfen solche Systeme sein und wann greifen Mechanismen ein, die unerwünschte Themen ausblenden?

In dieser Hinsicht ist das bahnbrechende chinesische KI-Projekt DeepSeek ins Kreuzfeuer geraten, das jüngst v?llig überraschend für Furore sorgte. Mit etwas Recherche wird schnell deutlich, wie DeepSeek einerseits mit dem Versprechen einer ?offenen KI“ wirbt und andererseits bei sensiblen Fragen eine vorprogrammierte Ausweich-Strategie zu verfolgen scheint.

Wichtigste Erkenntnisse:

  • Offenheit vs. Zensur: DeepSeek wirbt mit dem Image einer grenzenlos ?offenen“ KI, zeigt in der Praxis aber vorprogrammierte Ausweichman?ver bei brisanten Themen wie Taiwan oder Tiananmen.
  • Politik schl?ft nicht: Chinesische Regelungen erzwingen Zensur; Fragen zu ?heiklen“ Inhalten werden entweder ignoriert oder mit regierungskonformen Standardantworten abgewürgt.
  • Guardian enthüllt Lücken: Leetspeak oder alternative Fragestellungen erm?glichen teilweise doch Auskünfte – ein Hinweis darauf, dass die Zensurmechanismen des leistungsstarken DeepSeeks nicht hundertprozentig wasserdicht sind.

?Was ist ein Taiwan?“

Bei meiner eigenen Erkundung von DeepSeek habe ich vor allem versucht, herauszufinden, wie das System auf Fragen zu Taiwan reagiert. Ich fragte den Chatbot sinngem??: ?Was ist Taiwan, wo liegt es und wer regiert dort?“ Mehrere Versuche führten zu demselben Ergebnis: DeepSeek lehnte die Antwort wiederholt in englischer Sprache? ab, indem es erkl?rte, zu dieser Thematik ?derzeit nicht in der Lage“ zu sein.

Da ich jedoch im Deutschen mit dem Bot interagierte, wirkte es ganz klar so, dass die englische Standardantwort ein vorprogrammierter Baustein ist. Dieses Verhalten deutet darauf hin, dass DeepSeek hier nicht objektiv recherchiert, sondern vielmehr einem festen Regelwerk folgt, das kritische oder heikle Themen systematisch ausblendet:

Gleichzeitig testete ich auch die sogenannte ?DeepThink“-Funktion, bei der laut Entwicklerangaben transparente Einblicke in den Denkprozess des KI-Systems m?glich sein sollten. Das funktioniert wirklich gut und hat bei allen Fragen, die nicht mit Taiwan zusammenhingen, schnell und einfach geklappt.

Doch als ich meine Taiwan-Frage stellte, bekam ich statt eines offenen Blicks hinter die Kulissen einfach nichts, au?er der Antwort, die ich bereits gewohnt war. Dies verst?rkt den Verdacht, dass DeepSeek wichtige Hintergrundinformationen zurückh?lt und sich dabei streng an programmierte Vorgaben h?lt, anstatt echtes ?freies Denken“ zu simulieren:

The Guardian: Deep DeepSeek Research

Wie der Guardian berichtete, hat die Redaktion DeepSeek in einem Selbstversuch mit diversen politisch sensiblen Themen konfrontiert. Dabei kam es wiederholt zu ausweichenden Antworten oder eben die Aussage, die ich aus meinem eigenen Experiment schon kannte:

?Sorry, that’s beyond my current scope. Let’s talk about something else.“

Im Guardian-Experiment wurden Fragen zu den Ereignissen am 4. Juni 1989 auf dem Tiananmen-Platz, zu Ex-Staatschef Hu Jintao oder zur Umbrella-Bewegung in Hongkong gestellt. DeepSeek verweigerte konsequent Auskünfte – oder bot nur flüchtige Informationen, die wenig sp?ter von der Benutzeroberfl?che verschwanden.

Insbesondere bei geopolitischen Themen übernahm das System unverkennbar die offizielle chinesische Haltung. So bezeichnete es Taiwan als ?untrennbaren Bestandteil Chinas seit der Antike“ und betonte, man widerspreche jedem Versuch einer ?Taiwan-Unabh?ngigkeit“.

?hnlich konform ?u?erte sich die KI zu den Territorialstreitigkeiten im Südchinesischen Meer, wo von ?unbestreitbarer Souver?nit?t“ Chinas die Rede war.

Ein besonders spannender Aspekt aus dem Guardian-Experiment zeigt sich, wenn DeepSeek mit Verschleierungstaktiken konfrontiert wird. Sobald Nutzer spezielle Codes wie Leetspeak anwendeten oder Begriffe teilweise abwandelten, ?ffnete sich das System gelegentlich ein wenig: So konnte es pl?tzlich doch Auskunft über den sogenannten ?Tank Man“ von Tiananmen geben – jenen unbekannten Demonstranten, der sich 1989 einem Konvoi von Panzern entgegenstellte.

Offen? Bedingt!

Bei der Betrachtung von DeepSeek dr?ngt sich die Frage auf, ob es sich vor allem um technische Unzul?nglichkeiten oder vielmehr um politisch motivierte Einschr?nkungen handelt. Es steht allerdings fest, dass alle Unternehmen, die KI-Systeme in China betreiben oder entwickeln, staatlichen Kontrollen unterliegen.

Inhalte, die gegen ?zentrale sozialistische Werte“ versto?en oder ?den Ruf Chinas sch?digen“, werden unterbunden.

Dass DeepSeek sich hier nahtlos einfügt, l?sst vermuten, dass ein Gro?teil des Systems gezielt konzipiert ist, um derartigen Vorgaben zu entsprechen.

No-BOT-y’s perfect

Interessant ist, dass auch westliche KI-Systeme manchmal auf politische und moralische Leitplanken sto?en. ChatGPT verweist an einigen Stellen auf Nutzungsrichtlinien, w?hrend Google-Bots ebenfalls bestimmte Themen eingrenzen. Doch der gro?e Unterschied ist meist die Art und das Ausma? der Zensur. W?hrend westliche KI-Assistenten vornehmlich durch Ethik-Richtlinien, Datenschutz oder Urheberrecht eingeschr?nkt sind, scheint DeepSeek sich noch st?rker an staatlich festgelegten Themen zu orientieren.

Fazit

DeepSeek zeigt, wie eng KI und Politik verknüpft sind. Einerseits beeindruckt die Technik mit flüssigen Antworten und intuitiver Nutzung. Andererseits werden heikle Themen wie Taiwan oder Tiananmen systematisch blockiert. Tests belegen klare Zensurmechanismen, die sich jedoch mit Tricks teilweise umgehen lassen. W?hrend westliche KIs ethische und rechtliche Einschr?nkungen haben, folgt DeepSeek strikten staatlichen Vorgaben. Wer eine wirklich freie Diskussion sucht, wird hier entt?uscht.

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Benjamin Touati
Tech & Gaming Redakteur
Benjamin Touati
Tech & Gaming Redakteur

Benjamin Touati ist ein vielseitiger Autor mit langj?hriger Erfahrung in den Bereichen Games, Glücksspiel und Co. Mit einem akademischen Hintergrund in Linguistik hat er sich ein tiefes Verst?ndnis für Sprache und digitale Kommunikation erarbeitet. Seine Laufbahn umfasst eine breite Palette an Positionen, von der Lehrt?tigkeit bis hin zu spezialisierten Rollen in der kreativen Texterstellung. Getrieben von der Leidenschaft für digitale Innovationen, widmet er sich der Konzeption und Bearbeitung aktueller Inhalte in diesem dynamischen Feld.

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